Mit scharfen Angriffen gegen die Bundesregierung hat die Vorsitzende Weidel den Parteitag der AfD in Essen eröffnet. Von den Demonstrationen vor der Halle lasse man sich nicht einschüchtern.
In Essen hat der Bundesparteitag der AfD begonnen. Zum Auftakt sprach Co-Parteichefin Alice Weidel vor den etwa 600 Delegierten. In einem Rundumschlag kritisierte sie den Kurs der Ampelkoalition, die eine “Politik gegen die eigene Bevölkerung” mache. Die Folge sei eine “Deindustrialisierung Deutschlands” und eine “Migrationskrise”. Das Land sei “zu einem Ponyhof verkommen”. Die Bundesregierung müsse zurücktreten und den Weg für Neuwahlen freimachen.
Mit Blick auf die vergangene Europawahl sprach Weidel von einem turbulenten Wahlkampf. “Es hat geruckelt. Es hat gekracht.” Dennoch habe man ein hervorragendes Ergebnis eingefahren. Sie rechtfertigte die Entscheidung der Parteiführung, sich vor der Wahl von skandalbelasteten Kandidaten distanziert zu haben – ohne die Namen der beiden betroffenen Kandidaten Maximilian Krah und Petr Bystron ausdrücklich zu nennen.
Rumoren an der Basis
Diese Distanzierung hatte in Teilen der Basis für Unmut gesorgt. “In solchen Situationen ist das Trainergespann gefragt”, sagte Weidel. “Es kann gezwungen sein, taktische Auswechslungen vorzunehmen.” In schwierigen Lagen könne es “besser sein, jemanden zeitweise vom Feld zu nehmen”.
Mit der Wortwahl “Gespann” wollte sie möglicherweise Parteifreunden den Wind aus den Segeln nehmen, die im Vorfeld des Parteitags vermuteten, Weidel wolle den Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla zur Seite schieben und sich jetzt schon als Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl in Stellung bringen.
Im Europäischen Parlament wolle man nun vor allem die Interessen Deutschlands vertreten. Die “Umverteilung” von Steuergeldern an “Schuldenstaaten” gehöre nicht dazu. Außerdem warnte sie vor einem möglichen Beitritt der Ukraine zur EU.
Weidel: Proteste in Essen undemokratisch
Weidel kommentierte auch die massiven Proteste außerhalb der Essener Grugahalle, in der der Parteitag stattfindet. Diese hätten nichts mit Demokratie zu tun, weil sie sich gegen eine demokratische Partei richteten, die ihre Rechte ausübe. Man lasse sich davon nicht einschüchtern. “Wir sind hier – und wir werden bleiben.”
Die AfD will bei ihrem zweitägigen Treffen den Vorstand neu wählen. Sowohl Weidel als auch Chrupalla haben angekündigt, wieder antreten zu wollen. Bei der Europawahl am 9. Juni hatte die AfD 15,9 Prozent der Stimmen erhalten und war damit hinter ihren eigenen Erwartungen zurückgeblieben.
Geschadet haben dürften der AfD Berichte über das Potsdamer Treffen zur sogenannten Remigration, die neue Konkurrenz durch das Bündnis Sahra Wagenknecht sowie die Vorwürfe gegen ihren Spitzenkandidaten Krah, der unter anderem wegen mutmaßlicher Russland- und China-Verbindungen wochenlang für Schlagzeilen gesorgt hatte.
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